Die Nacht war doch besser als gedacht. Teilstrecken konnte man relativ gut durchschlafen. Solang nicht wieder die Wagons gegen die Lok gerollt sind oder ein Stopp an einem Bahnhof und damit verbundenen Ab-, An- oder Umhängevorgängen von Wagons stattfand.
Der Faltplan mit Arrivals/Departures erwies sich als sehr nützlich, da viele der Bahnhöfe einfach nicht ausgezeichnet sind. Man sucht dann am Wegesrand verzweifelt nach einem Ortsnamen, den man manchmal auf einem Shop-Sign oder auf total verrosteten Bahnhofsschildern findet.
Manchmal jedoch, hilft nur der Name auf dem Plan.

Als zweiten DVD Film gabs dann irgendson Horrorstreifen, langweilig!!!, so dass alle dabei weggeratzt sind. Inklusive dem Zugpersonal, welches sich zu uns in die erste Klasse gesellt hat. Wann dieser zuende ging, hat irgendwie keiner mitbekommen. Ein weiterer wurde nicht eingelegt.

Unterwegs kamen uns 2 Züge entgegen, die weitere Wagons für unseren Zug vorbeibrachten.
Außer Rindern und ein paar Schakalen konnte man in der vom Vollmond erleuchteten Nacht nichts erkennen.
Wenn sich eine Lichtglocke in der ferne auftut, weiß man, dass bald wieder ein Halt ansteht.

Chuu Chuu Bahn

Wir sind dann pünktlich in Swakopmund eingefahren. Unser Wagon wurde abgehängt und wir wurden dann in den Bahnhof geschoben. (Dort war einfach nicht genug Platz für den Rest der hinter der Lok hing) Ausgestiegen, orientierungslos! Der Bahnhof von Swakopmund ist winzig. Keine Info oder sonstwas, nur ein altes verrostetes Telefon. Egal, irgendwie mal gucken was man finden kann!
Wir beide entschieden uns zuerst rechts zu gehen, da es dort irgendwie mehr nach Stadt aussah. Nach ca. 100m pfiff uns das Bahnpersonal zurück. Wir würden in die falsche Richtung gehen. *rotwerd*
Okay, also links. Auf dem Weg in die Stadt an ein paar Stellen vorbei, bei denen es derbe nach deutscher Bäckerei gerochen hat. Aber nirgends etwas zu sehen. Die Stadt war wie tot. Kaum einer auf der Straße, welcher nicht zum Bahnpersonal gehörte.

Wir sind dann, vorbei an vielen sehr deutsch klingenden Geschäften, in Richtung Stadtmitte gegangen, in der Hoffnung dort irgendetwas zu finden. Um 6 Uhr in der früh, an einem Samstag… die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Leider, müssen wir uns von der Hoffnung nun verabschieden. R.I.P. Hoffnung! Nix hatte offen.
Also zum Meer. Swakopmund ist selbst um 6 Uhr morgens unglaublich warm. Ein warmes Windchen nach dem nächsten traf auf uns. Völlig ungewohnt, in Windhoek hätt man sich den A*beep* abgefrohren.
Das Meer hier ist eine Wucht! Blau, große Wellen, schöner (Bade-)Strand auf ganzer Länge!

Delphine im Wasser

Nach dem Sonnenaufgang (rund 6:30 Uhr) konnten wir Delphine und ein paar Robben im Wasser direkt vor uns begutachten. Diese tummelten sich rund um den großen Algenteppich welcher sich an einem Steg gebildet hatte.
Wassertemperatur gestern: 14°C, Lufttemperatur: 22°C.  Hier lässts sich aushalten. Selbst um 7 Uhr nur ein paar vereinzelte Strandspaziergänger unterwegs. Swakopmund ist morgens recht ruhig, selbst die  Autofahrer, die wir auf unserem Weg zu unserer Unterkunft (dem gebuchten B&B) antrafen fuhren viel gemütlicher (und ordentlicher) als die in Windhoek.

Dann der erste Schock. Vor unserem Bed&Breakfast hing ein Schild. „Wegen Betriebsferien geschlossen!“. Na toll, aber man hatte uns doch die Buchung zugesagt! Auf dem Schild eine Swakopmunder Nummer. Hat jemand die Vorwahl von Swakop – natürlich nicht.
Naja, vielleicht sind sie ja am Nachmittag da. Also weiter, die Roon Street suchen, denn von dort sollte unser Rückfahrbus gehen. Online auf Google auch hierzu kein Treffer. Eingezeichet war jedoch ein „Intercape Busstop“. Dummerweise, genau an der Stelle an der sich unser gebuchtes Hotel befand.
Konnte also nicht sein. Also auf die Suche machen, das konnte ja nicht weit davon entfernt sein. Im Internet hatte ich mir die Adresse  gespeichert, inklusive eines Bildes vom „talkstop“ an dem der Bus halten sollte. Das Dumme – selbst den Talkstop gibt es nicht.
Also weder Roon Street noch Talkstop. Prächtig. Und kein Hotel für die Nacht.

Auf dem Weg hatten wir eine Konditorei gesehen, die wir dann auch prompt fürs Frühstück gebrauchten. Die Dame welche uns bediente sprach deutsch! Wie ungewohnt, der einzige andere Kunde in dem Moment war auch deutschsprachig. Hach, ein Stück Heimat!
Die Dünen, für die Swakop ebenfalls berühmt ist, konnte man von dort aus auch schon sehen. Also auf dahin, denn uns wurde gesagt, dass man dort mit dem Quad-Bike durchpesen kann. 45 Minuten 240 N$ – Irgendwie schon recht teuer. Da Alex sich auf soetwas nicht drauftraut und ich alleine nicht fahren wollte, haben wirs dann gelassen.
Zu dem Zeitpunkt wars auch schon ordentlich warm, so dass dann eine Fahrt durch die Wüste nicht die beste Idee gewesen wäre.

Das Museum, welches wir besichtigen wollten hatten wir am Strand gefunden. Direkt am Leuchtturm, der auch auf den Karten (zumindest das Hotel dort „Lighthouse“) verzeichnet ist.
Also als ersten Tagespunkt ins Museum. Die deutsch sprechende Dame am Empfang, hinter den Gittertürchen (ganz lustig, man musste klingeln und durch 2 Türen um zum Empfang zu kommen) hat unsere deutschen/provisorischen namibischen Studentenausweise direkt akzeptiert.
Das Museum ist einen Blick wert! Zwar nicht viel neues, dennoch sehenswert! Vorallem die hinteren Räume mit den Gegenständen der verschiedenen Tribes oder die „Deutsch-Südwestafrika“-Waffensammlung sind einen Blick wert.
Fotografieren ist gegen eine Spende sogar erlaubt! Lustig wars, vorallem, da wir die Gegenstände die dort in einem Museum präsentiert werden auf unserem Usabilitytest im Einsatz gesehen haben. (Also gar nicht wirklich Museumsreif)

Naja, kurz etwas gegessen und dann nächster Versuch zum Bed&Breakfast zu kommen. Immer noch geschlossen!

Gut gut. Auf zum Aquarium, wir waren ja schließlich auf Sightseeing-Tour. Pah! Wegen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen bis 2. Februar 2012 geschlossen! Irgendwie sind wir vom Pech verfolgt. Nochmal am Bed&Breakfast vorbei, immer noch keiner da. Also – auf eine neue Bleibe für die Nacht suchen.  Hotel… gut, Empfangshalle sieht teuer aus. Naja, fragen kost ja nix. Kurz gesagt, dass wir ein Bed&Breakfast suchen. Leider etwas zu teuer. Bed&Breakfast für 650 N$.

Alex wich zurück und meinte, dass wir später wiederkommen würden. Daraufhin entgegnete die Dame vom Empfang, „oh we can make a discount“  (ach nee… is klar!) Wieviel wir denn übrig hätten. Alex sagte 500 N$. Schwupps gabs das Zimmer nun ohne Breakfast für 480 N$. Akzeptabel!

Das Zimmer: Groß, geräumig, sauber… mit Dusche, um welche wir beide recht dankbar waren.
Der Grund warum so viele Geschäfte zu hatten (und wahrscheinlich auch unser Bed&Breakfast weg war) war der letzte Tag des KüsKa. Küsten-Karneval, „a German festival“, welches von Stadt zu Stadt zieht.  Hätte man uns aber auch in der Mail mitteilen können, dass dann zu ist.

Die Temperatur inzwischen unerträglich! Keine Ahnung, aber gefühlte 35°C (nicht schlecht gefühlt!). Das Schild mit den Tagestemperaturen wurde bis zum Abend nicht aktualisiert. Eventuell ist der Verantwortliche einen Hitzetod gestorben.
In Ermangelung von Alternativen haben wir uns dann an den (ab Mittag gut besuchten) Strand gesetzt. Der Meerblick ists einfach wert.
Generell, wenn Ich nach Namibia auswandern würde, wäre Swakopmund glaube ich meine Wahlheimat.

Einfach weils hier ein wenig deutscher ist, als wahrscheinlich im Rest des Landes.
Achja, Mysterium Roon Street. Unser Hotel befindet sich (nach Auskunft der Dame an der Hotelrezeption) auf der Roon Street, welche vor langer Zeit in Hendrik Witbooi Street umbenannt wurde. Den Talkstop haben wir jedoch immer noch nicht gefunden. Aber ich (wir) denken, dass uns auch dabei jemand behilflich sein wird!

The real lighthouse

Achja, ein Manko hat Swakop jedoch schon. Bettelei, wie auch in Windhoek. Soweit man etwas europäisch aussieht, wird man an jeder Ecke angebettelt und bekommt die dollsten Geschichten erzählt. Angäbliches Schul-Fußballspiel der Jugendmannschaft Swakop in München für das man Spenden sucht. Leute die einem allerlei Krimskrams anbieten wollen (manchmal siehts nicht legal erworben aus) und Arme, welche zwar ein MP3-Handy besitzen, sich aber nix zu essen leisten können.